Mein Weg als Ernährungsberaterin zum Intutiven Essen

Ich bin Ernährungswissenschaftlerin und habe eine Zusatzausbildung zur Ernährungsberaterin gemacht, die es mir ermöglicht, dass meine Leistungen von der Krankenkasse bezuschusst werden, denn der Begriff Ernährungsberater*in ist in Deutschland nicht geschützt. Das bedeutet jeder kann sich so nennen - egal ob man jahrelang studiert hat oder nicht Mal nen Blumenkohl von einem Bund Möhren unterscheiden kann. Mittlerweile ist es schon 12 Jahre her, dass ich mein Studium begonnen hatte, das Zertifikat von der DGE hab ich seit 2015. Die Ausbildung zur Suchtberaterin habe ich 2021 abgeschlossen und was soll ich sagen - ich habe immer Neues dazugelernt und mich stetig in meiner Arbeit weiterentwickelt, geschaut was funktioniert und was nicht. Natürlich hat man zu Beginn das Mindset, dass Ernährung sooo wichtig ist (versteht mich nicht falsch: Ernährung ist wichtig, aber sie ersetzt weder Stressmanagement, Bewegung, noch "ist Ernährung Medizin") und es wichtig ist viele "gesunde Lebensmittel" und möglichst wenig "ungesunde" zu essen. Zu Beginn habe ich ganz klassisch danach geschaut was und wieviel die Menschen essen, habe das Gewicht abgefragt, habe Pläne ausgearbeitet, die auch ein bisschen flexibel waren und auch immer gesagt, dass es völlig okay ist Mal Süßes zu essen, aber natürlich auch immer ermahnt, dass es dann eben besser sei nur einen statt zehn Keksen zu essen und dass sie natürlich eher nicht ans Ziel kommen, wenn sie stark von diesem Plan abweichen sollten. Selbstverständlich habe ich auch viel darüber gesprochen, wieviel von welchen Nahrungsmittel gegessen werden sollte und welche Portionsgrößen optimal sind. Das hat auch in der Regel sehr gut funktioniert - zunächst. Auch wenn ich kleine Veränderungsschritte gewählt habe und wir viel gemeinsam erarbeitet haben, fiel es den Menschen nach einigen Wochen und Monaten zunehmend schwer und sie fühlten sich schuldig und undiszipliniert, dass sie es nicht mehr schafften sich an unsere Vereinbarungen zu halten. Ich grübelte natürlich auch: wo ist hier der Fehler? Ich mache doch alles genauso wie ich es gelernt habe - wie kann es sein, dass das nicht funktioniert? Nach und nach ging ich immer mehr auf das "warum essen wir" statt nur das "was essen wir" zu besprechen. 2019 startete ich zudem die nebenberufliche Ausbildung zur Suchtberaterin, die es mir ermöglichte Essen als Strategie der Emotionsregulation viel mehr mit einzubeziehen, ich lernte erstmals etwas names klient*innenzentriere Gesprächsführung und wie wichtig es ist die Ziele abzugleichen: meine und die der Person mir gegenüber, um wirklich nachhaltige Veränderung bewirken zu können. Die Frage was ist mein Auftrag, wobei kann ich dich unterstützen und dies in einem realisierbaren Kontext zu setzen wurde dadurch ab dieser Zeit mein wichtigstes Beratungdtool. Dann stolperte ich durch Zufall über das Buch "intuitive eating" von Elyse Resch und Evelyn Tribole und plötzlich schien alles für mich einen Sinn zu ergeben, denn hier werden sowohl körperliche Reaktionen (z.B wieso reagiert unser Körper wie er eben reagiert wenn wir ihm zu wenig Energie zuführen) und gesellschaftliche Gegebenheiten (zB Diätkultur und Fatshaming) als auch psychologische Aspekte zusammengebracht (z.B was passiert wenn wir Lebensmittel in gut und schlecht einteilen in unserem Kopf) zu einem ganzheitlichen Konzept zusammengefasst. Es erklärt warum Essen bei vielen Menschen heutzutage so ein großes Thema ist und sie oft versunsichert sind, was sie essen dürfen. Viele Prinzipien hatte ich längst in meine Beratungspraxis aufgenommen, aber hatte nie einen Namen dafür, sondern einfach aus Erfahrung gelernt, dass Ernährungspsychologie und Essverhalten haufig wichtiger sind, als eine Diskussion darüber wieviel Gramm gesättigte Fettsäuren wohl in diesem Wurstbrot stecken. Intuitives Essen funktioniert nicht wenn man Lebensmittel in gut und schlecht einteilt und auch nicht wenn man durch und durch beeinflusst von Diätkultur nach unerreichbaren Körperidealen strebt. Es ist nicht möglich intuitiv zu essen und gleichzeitig Kalorien zu zählen oder einen Essensplan zu befolgen und hat nichts damit zutun immer dann zu essen wenn man irgendwie Lust hat - in egal welcher Menge. Intuitive Ernährung ist eine Reise zu sich selbst, die dich ganzheitlich mit deinem eigenen Körper verbindet und dir erlaubt ihn und seine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu respektieren.

Franziska Alica Pusch